Beziehung zum Kind, Reisen

Muss es immer das goldene Premium-Abenteuer für mein Kind sein?

Bild aus Steinen
Posted by RuedigerBaumann

Eine Frage die im Vateralltag immer wieder auftaucht.


Jetzt noch schnell einen Bungee Jump buchen, schauen ob es noch einen freien Platz auf dem Speedboat gibt und das Erinnerungsfoto mit Prinzessin Elsa im Disneyland machen. Als Vater möchte ich meinen Kindern das vermeintlich beste und schönste Erlebnis bescheren. Das Erlebnis, das in Erinnerung bleibt, das sie beseelt und glücklich macht, von dem sie noch Jahre erzählen werden. Und irgendwie soll es auch etwas sein, das ich selbst für gut halte und von dem ich den Vätern in meinem Freundeskreis erzählen mag: „Schaut mal, was wir alles Tolles gemacht haben“. Mit diesem Freizeitstress will ich zwei Erwartungen erfüllen. Erstens meine eigene, denn als Papa, der nur an den Wochenenden da ist, will ich gerne etwas vermeintlich Besonderes mit meinen Kindern erleben und zweitens erhoffe ich mir von den Kindern zu hören, wie toll das alles war. Ich wünschen mir, dass sie Wochen später noch leuchtende Augen bekommen, wenn sie ihren Freunden davon erzählen. 


Es ist seltsam – ich beobachte, dass gerade die großen, aufwendigen und vermeintlich unvergesslichen Erlebnisse nicht die sind, von denen ich dachte, dass meine Kinder noch tagelang erzählen werden, oder welche Jahre später wieder in der Erinnerung auftauchen.


Letztens saßen meine Kinder und ich bei uns zuhause und wir haben uns über eine wunderschöne gemeinsame Reise unterhalten. Einen unserer Roadtrips von Mannheim bis in die Südspitze Italiens, nach Sizilien. Ich habe meine eigenen Erinnerungen zurückgehalten und die Kinder gefragt, was sie auf der Reise am schönsten fanden. Die Antwort war:
 
„Papa, weißt du noch, wir haben mit dem Zelt auf so einem Kiesplatz gecampt. Dort haben wir zusammen die Kiesel nach Farbe geordnet und dann Bilder daraus gelegt. Jeden Tag sind mehr Leute gekommen und haben zugeschaut und gestaunt. Das war toll“

Es war keine Busfahrt auf einen Vulkan, nicht die riesige Ruine eines römischen Amphitheaters und auch nicht das teure Abendessen in einem besonderen Restaurant. Etwas ganz anderes hat sich in die Erinnerung gegraben. Unser Kieselbild vor dem Zelt was wir zusammengelegt haben.


Mein Freund Andreas Seltmann, Autor des Buches NeuseeSOHNland hat seine ganz eigenen Erfahrungen damit gemacht.

Er sagt:

Foto Andreas Seltmannn
Autorenbild Andreas Seltmann

Das Band zwischen uns Vätern und unseren Kindern entsteht durch gemeinsame Erlebnisse – durch vorleben und erleben. Es entsteht, wenn wir präsent und nicht nur anwesend sind. Wie oft sind wir Väter, auch wenn wir zuhause sind, trotzdem noch mit E-Mails, Social-Media oder mit irgendwelchen anderen Themen beschäftigt?

Allzu oft sind wir damit zwar anwesend, aber eben doch nicht präsent. Meine Erfahrung ist, dass wenn ich mich auf meinen Sohn oder meine Tochter wirklich, wirklich einlasse und ganz im „Jetzt und Hier“ bin, die tollsten Dinge entstehen. Das bedingt aber immer ein Loslassen und Einlassen. Ein Loslassen von anderen, ach so wichtigen „Erwachsenenthemen“ und ein Zulassen von „Kinderthemen“. Und ja, es muss nicht die super exotische teure Fernreise sein, denn „Quality-Time“ kann ichimmer und überall mit meinen Kindern verbringen. Reisen jeder Art bieten eine sehr gute Möglichkeit gemeinsam etwas zu erleben und daran zu wachsen. Das kann der jährliche Vater-Sohn-Tag, das Vater-Kind- Wochenende, die Papa-Woche oder auch tatsächlich eine längere gemeinsame Auszeit sein. Aus der Erfahrung meiner 30-tägigen Auszeit mit meinem Sohn in Neuseeland kann ich auf jeden Fall nur alle Väter darin bestärken, auch über diese Option ernsthaft nachzudenken. Es war unsere allerbeste Vater-Sohn-Zeit … und sorry, eine echt geile Zeit!

Das tolle am gemeinsamen Reisen ist für mich, sich gemeinsam den wechselnden Gegebenheiten zu stellen. Auf Reisen entstehen oft Dinge, die man so nicht planen und vorhersehen kann. Du kannst Deine Kinder lehren, was es bedeutet respektvoll mit Menschen, der Natur und auch Gegenständen umzugehen. Auf Reisen muss man, wie im „richtigen Leben“, flexibel sein, reagieren, organisieren, und improvisieren. Beschenkt wird man mit tollen Geschichten die euer Mut, euer Leben, euer Vaterherz schreibt. Dadurch entsteht Vertrauen, Zutrauen und Selbstbewusstsein. Gemeinsame Reisen sind damit ein wichtiger Entwicklungsschritt in Deinem Leben und im Leben Deiner Kinder. Ach ja, zwei Dinge noch: Ersten, allem voran steht Deine bewusste Haltung, wie Duals Vater sein willst. Diese, deine Haltung sollte auch Deine Frau und/oder Dein(e)
Lebenspartner(in) kennen und akzeptieren. Zweites, Nicht überplanen – einfach losgehen. Denn es sind die Momente, in denen ihr Euch aufeinander einlasst und neugierig seid aufeinander, die zusammenschweißen nicht die Orte.


Welche Erlebnisse sind euren Kindern in Erinnerung geblieben?

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